Mehr Wohlbefinden durch Licht?

19.12.19
Milchviehforum in Wilsum und Dörpen informiert über neue Erkenntnisse

Über den Einfluss von Licht auf die Wahrnehmung von Kühen und die biologischen Auswirkungen berichtete vor kurzem Dr. Daniel Werner auf dem Milchviehforum der Raiffeisen Ems-Vechte.


Dr. Werner ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Technische Energiesysteme (ITES) und führte über zwei Jahre lang Studien durch, die die Auswirkungen von verschiedenen Beleuchtungssystemen auf das Wohlbefinden von Kühen untersuchen. In seinen Untersuchungen konnte er nachweisen, dass ein gleichmäßig mit LED-Lampen ausgeleuchteter Stall signifikante Verbesserungen brachte. So stieg die Liegedauer der Kühe von 11,3 Stunden pro Tag bei herkömmlicher Beleuchtung auf 13,8 Stunden pro Tag bei LED-Beleuchtung. Während der Liegephasen käuen Kühe wider, in der Natur oft 14 Stunden pro Tag. „Wir kommen mit der optimierten Beleuchtung also fast an die natürlichen Verhältnisse heran“, so Dr. Werner. Da Licht neben der optimalen Stalleinrichtung erheblich zum Wohlbefinden der Kuh beitrage, sei hier noch ein großes Optimierungspotential vorhanden. Wie beim Menschen auch, steuert Licht die physiologischen Prozesse im Körper der Kuh. „Neben Stoffwechsel und Wohlbefinden sind das auch Fruchtbarkeit, Hormon- und Milchbildung“, gab er den Landwirten zu verstehen. Mit der richtigen Beleuchtung lasse sich unter Umständen die Lebensdauer der Kühe steigern, weil mangelnde Fruchtbarkeit als Abgangsursache reduziert werde. Dazu seien aber weitere, langfristig angelegte Studien nötig. Als Credo gab Dr. Werner den Landwirten mit, das richtige Licht gleichmäßig einzusetzen. Um die Lichtverteilung im eigenen Betrieb zu überprüfen, sei eine Messung mit dem Luxmeter sinnvoll. Bei Bedarf könne auch eine detaillierte Schwachstellenanalyse der Beleuchtung durch die Landwirtschaftskammer erfolgen. 

 

Weg von den heimischen Ställen und hinaus in die Welt lenkte Gerwin Ruijne den Blick der versammelten Gäste. Der Student der Agrarwissenschaften in den Niederlanden arbeitete in den vergangenen Jahren auf unterschiedlichen Farmen in der ganzen Welt. In einem Bildervortrag entführte er seine Zuhörer nach Israel, Texas, Paraguay und Rumänien. In den USA, dem Land der unendlichen Weiten, genauer gesagt in Texas, liegen die beiden Farmen seines Onkels. In weiten Teilen des Bundesstaates fallen nur 200 mm Niederschlag übers Jahr, dort lässt sich nur mittels Beregnung ein wirtschaftlicher Ackerbau betreiben. Neben dem Anbau von Feldfrüchten hält die Familie dort 6000 Kühe. Erschreckend sei laut dem jungen Landwirt, wie das Grundwasser innerhalb von einer Generation vollständig für die Begegnungen verbraucht wird. In Israel, wo die Felder ebenfalls beregnet werden, setzten die Landwirte dagegen auf digitale Technik. Mit „Presicion Farming“, übersetzt Präzisionsackerbau, wird eine zielgerichtetere Bearbeitung des Feldes möglich. Je nach Bodenbeschaffenheit und Ertragspotential bringen die digital vernetzten Maschinen entsprechende Mengen Saatgut, Dünger oder Pflanzenschutzmittel aus.  Damit lässt sich auch die Beregnung dem Standort anpassen und arbeitet wassersparend. 

 

Rumänien erlebte Ruijne als Land der großen Gegensätze. Betriebe von zwei Hektar bis 20.000 Hektar und Tierbestände zwischen zwei Kühen und 2500 Kühen liegen dort vor. Auffallend waren die großen Flächengrößen, sodass teilweise bis zu hundert Hektar in einem Feld bewirtschaftet werden konnten. Um die landwirtschaftliche Produktion zu stärken und den Selbstversorgungsgrad zu erhöhen, fördert die Europäische Union Investitionen in die Landwirtschaft. Nach Angaben von Ruijne liegt der Förderungsgrad von Lagerhallen bei 50 Prozent, bei Beregnungsanlagen sogar bei 98 Prozent. 
„Alles sehr anders, als wir es hier gewohnt sind“, fasste der junge Agrarstudent seine Eindrücke der verschiedenen Praktika zusammen.  Angesichts der Dimensionen und der lockeren oder fehlenden Vorgaben in anderen Ländern sei ihm klargeworden, Deutschland kann „nicht mit billigen Ländern konkurrieren.“ Er zeigte sich aber überzeugt, dass Nachhaltigkeit in Zukunft ein Standortvorteil und Produktionswert sein wird. „Es kommt drauf an, was Landwirtschaft und Gesellschaft wollen“ resümierte er. 

 

Moderiert wurde das Milchviehforum von den Beratern Harry Stam und Hermann Kethorn. Neben Dr. Werner und Gerwin Ruijne referierten Timo Wiefferink und Bertwin Hurink aus dem Hause Raiffeisen Ems-Vechte zu aktuellen Fragen der Milchviehfütterung und des Ackerbaus. Das Milchviehforum findet jedes Jahr neben Wilsum auch in Berßen und Dörpen statt.

 

Foto und Text: Johanna Grönloh
BU: Harry Stam, Dr. Daniel Werner, Maik Hesselink, Timo Wiefferink, Gerwin Ruijne, Bertwin Hurink und Hermann Kethorn versorgten die Gäste des Milchviehforums mit neuen Erkenntnissen aus der Milchviehfütterung und –Haltung.