30 Jahre Arbeitskreis Milchviehhalter in Laar

17.10.19
Jubiläumsfeier mit hochrangigen Gästen auf dem Podium

Die Veranstaltung wurde unterstützt durch die Raiffeisenbank Ems-Vechte eG / Raiffeisen Ems-Vechte sowie der Grafschafter Volksbank eG.

 

Quelle: Text und Bild, Johanna Grönloh (Landwirtschaftlicher Kreisverein Grafschaft Bentheim e.V.)

 

 „Landwirtschaft muss Zukunft haben, und zwar durch Rahmenbedingungen, die ein wirtschaftliches Agieren sicherstellen.“ Mit diesem Statement eröffnete Reinhold Hilbers die Diskussionsveranstaltung anlässlich des 30-jährigen Jubiläums vom Arbeitskreis Milchviehhalter in Laar. Neben Hilbers waren auch Albert Stegemann, Mitglied des Bundestags, und Barbara Otte-Kinast als niedersächsische Landwirtschaftsministerin vor Ort.


Otte-Kinast stellte sich vor die Landwirte. Als Frau vom Hof wisse sie, welche Themen die Landwirte vor Ort bewegen. Seit ihrem Amtsantritt versuche sie, „die Landwirtschaft wieder in die Mitte der Gesellschaft“ zu bringen. Viele Themen seien derzeit in der Diskussion, allen voran die Nitratproblematik. Seit die Landesregierung Anfang September Karten mit den nitratbelasteten Gebieten ausgewiesen hat, empören sich Landwirte und Verbände über die pauschale Festlegung der Gebiete. Für rund 39 Prozent der Fläche Niedersachsens sollen demnach strengere Regeln bei der Lagerung, Ausbringung und Einarbeitung von Wirtschaftsdüngern gelten. Sowohl Otte-Kinast als auch Stegemann warben um Verständnis für das Vorgehen der Landes- bzw. Bundesregierung. Nach der Nitratklage der Europäischen Union (EU) gegen die Deutsche Bundesrepublik sei rasches Handeln angesagt. In zahlreichen EU-Ländern sind schon vor Jahren wirksame Maßnahmen ergriffen worden, um die Nitratbelastung der Grundwasserkörper zu senken. Deutschland stehe nun in einer Bringschuld, machte Stegemann klar. 


Otte-Kinast lenkte den Blick auf die weiteren Herausforderungen der nächsten Jahre. Es müsse ein Weg gefunden werden, die Tierhaltung weiter zu verbessern und die Verbraucher an den Mehrkosten zu beteiligen. Zurzeit sei es schwierig, in die Tierhaltung zu investieren, weil klare Vorgaben zur Ausgestaltung der Ställe fehlen und die Vorhaben oft nicht genehmigungsfähig seien. 

Der Zielkonflikt zwischen Tierwohl und Emissionen müsse aufgelöst werden. „Tierwohl muss vor Emissionen gehen“, machte sie deutlich. Zwei Wege, die Gesellschaft am Umbau der Tierhaltung zu beteiligen, stellte MdB Stegemann vor. Die erste Möglichkeit sei das staatliche Tierwohllabel mit Haltungskennzeichnung, an der sich die Kunden beim Kauf orientieren können. 

 

Sollte mit dem Label keine ernsthafte Marktdurchdringung erreicht werden können, sei auch eine Fleischsteuer denkbar. Ähnlich wie die EEG-Umlage für den Ausbau der erneuerbaren Energien solle das Aufkommen aus der Steuer genutzt werden, um die Tierhaltung hin zu noch mehr Tierwohl zu entwickeln. Lambert Hurink sah dabei die Gefahr, dass der Endpreis im Laden derselbe bleibe und stattdessen die Marge der Landwirte gedrückt werde. Zu groß sei die Macht der Handelskonzerne, die Preise zu diktieren. Als Geschäftsführer der Vereinigung des emsländischen Landvolkes (VEL) sprach er für 8000 Mitglieder mit 3500 landwirtschaftlichen Betrieben, die sich von der Politik verlassen fühlen. Als Ausdruck der Enttäuschung stünden auf immer mehr Äckern und Hofeinfahrten Grüne Kreuze. Sie sollen mahnen, den Wert der heimischen Landwirtschaft anzuerkennen und für einen Erhalt der bäuerlichen Familienbetriebe zu kämpfen. Auch im Verbandsgebiet gebe es zunehmend mehr aufgestellte Kreuze, und die Landwirte zeigten ihren Frust in Gesprächen. „Wir stehen an der Seite der Landwirte, denn ohne sie stirbt das Dorf“, rief daraufhin Otte-Kinast den versammelten Gästen zu. Sie setze sich dafür ein, dass die gesamte Landesregierung sich zum Berufsstand bekenne. Aus der Versammlung erntete sie für dieses Bekentniss Applaus.

 

Die Podiumsdiskussion fand anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des Arbeitskreises Milchviehhalter in Laar statt. Vorsitzender Bernd Geerties erinnerte in einem Rückblick an die Gründung des Arbeitskreises 1989 und die Veranstaltungen, die seitdem stattfanden. Als ein Highlight bezeichnete er die Fahrt nach Filsum und ein Treffen mit Tamme Hanken zum 25.Jubiläum. Der Arbeitskreis wurde gegründet, um die Wirtschaftlichkeit der Milchviehhalter zu ermitteln und sich untereinander vergleichen zu können. Neben den jährlichen Betriebszweigabrechnungen gibt es Fahrten mit Besichtigungen zur fachlichen Weiterbildung. Dem Arbeitskreis gehören zurzeit neun Mitglieder mit durchschnittlich 85 Kühen pro Betrieb an. 

 

(Das Bild zeigt von links: Moderator Christoph Hüsing, Herr Hurink, Frau Otte-Kinast sowie die Herren Stegemann, Geerties und Hilbers)