Landwirt aus Dersum stellt Hof auf Bio um

25.02.19
Dersum. Der Bioanbau in der Landwirtschaft ist auch im Emsland im Kommen. Bereits seit Jahren hält Bernhard Brand aus Dersum Bio-Legehennen, nun stellt er auch seinen Landbau auf Bio um - ein Vorhaben, das besondere Herausforderungen mit sich bringt.

Quelle: NOZ, vom 16.02.2019, von Birgit Waterloh

War es bislang im Emsland eher eine Ausnahmeerscheinung, so stellen jetzt zunehmend landwirtschaftliche Betriebe auf die biologische Bewirtschaftung um. Während in den vergangenen Jahren vielerorts bereits Ställe für Biohennen entstanden sind, schwappt der Trend nun auch auf den Ackerbau über. 

 

Bertwin Hurink, der bei der Raiffeisengenossenschaft Ems-Vechte eG die Leitung des Ackerbaus innehat, erklärt die Hintergründe: „Heute sind das nicht mehr nur Landwirte, die ihre Erzeugung aus ideologischen Gründen umstellen. Auch einige bisher konventionell wirtschaftende Betriebe sehen im Biobereich gute Marktchancen“, sagt er. 

 

Im Einzugsbereich der Raiffeisengenossenschaft, der das nördliche Emsland und die Grafschaft Bentheim umfasst, werden mittlerweile knapp 1000 Hektar biologisch bewirtschaftet oder befinden sich in der Umstellung. Ein Großteil der insgesamt etwa 25 Ackerbaubetriebe ist nördlich von Meppen angesiedelt. Einer davon gehört  Bernhard Brand aus Dersum. 

In zwei Ställen hält er bereits seit einigen Jahren Biohennen. Nun hat der den kompletten Betrieb mit 67 Hektar umgestellt. Auf die Frage warum, antwortet Brand: „Konventionell hätte ich langfristig dreimal soviel Hühner und auch Fläche haben müssen, um vom Hof leben zu können, das wollten wir nicht.“

Betriebswirtschaftliche Auswertungen offizieller Stellen bestätigten erfolgreichen Biobetrieben in den vergangenen Jahren stets sehr gute Ergebnisse. Wenn die Erntemenge dreiviertel der konventionellen erreicht, rechnet Brand mit einem Plus. Doch ihm ist eines klar:
 

„Im Biobereich ist der Erfolg nicht so kalkulierbar, man weiß nie, was man erntet.“ 

 

Brand kann nun auch sparen, beispielsweise bei den Ausgaben für Mineraldünger und Pflanzenschutz. Im Bioanbau erfolgt die Unkrautbekämpfung mechanisch. Doch kann das Unkraut auch mit mehrmaligem Striegeln nie ganz beseitigt werden. „Man muss akzeptieren, dass der Acker nicht so sauber aussieht wie bei konventioneller Bewirtschaftung“, erklärt Brand, dem aufgrund dessen auch schon Flächen nicht verpachtet wurden.

Der Anbau sei generell jedoch kein Problem. Bernhard Brand wird dabei von Berater Marian Jonkeren (Raiffeisen Ems-Vechte) unterstützt, der ihn in allen Fragen der Produktion berät. 
 

Mais ist Brands Erfahrungen nach die beste und einfachste Frucht im Biobereich. Bei einer etwas späteren Saat im Frühjahr, wenn sich der Boden bereits erwärmt hat, gelinge der Start ohne dass Unkräuter zu schnell die Oberhand gewinnen. Anfällig für Krankheiten ist die Frucht zudem kaum.

Wintergetreide wiederum sät Brand im Herbst meist zwei Wochen später als seine konventionellen Kollegen. Dann ist die Konkurrenz durch Unkräuter nicht mehr so hoch. Hafer hingegen versucht er im Frühjahr so zeitig wie möglich in den Boden zu bekommen, um einen Vorsprung vor dem Unkrautaufwuchs zu erhalten. Brand erläutert:
 

„Ich arbeite jetzt aber nicht mehr nach dem Kalender, sondern nur noch nach dem Wetter“

— Bernhard Brand, Biolandwirt

 

Im vergangenen Jahr hat der Landwirt auch einmal Lehrgeld bezahlt. Trotz einsetzendem Regens hat er weiter Weizen ausgesät. Doch der Boden verschlämmte und das Getreide startete nicht richtig durch. 

 

Während Nährstoffe aus Mineraldünger schnell für die Pflanzen verfügbar sind, werden Nährstoffe aus Stalldung nur langsam frei. „Das ist unser größtes Problem beim Anbau von Wintergetreide“, sagt Brand. Für die Bereitstellung der Nährstoffe sei auch eine gewisse Bodenfeuchtigkeit erforderlich. Brand steht aber mit seinen ehemaligen Moorflächen ganz gut da, trotzdem will er im nächsten Jahr eine Beregnungsanlage kaufen. Das bringt etwas mehr Sicherheit in die Produktion. 

 

Beim Striegeln der Äcker muss Brand darauf achten, dass es zwei bis drei Stunden danach noch trocken ist. Sonst wachsen die herausgerissenen Wurzeln der Unkräuter sofort wieder an. Für den Striegel mit Einzelaufhängung hat er richtig Geld in die Hand genommen. 30.000 Euro kostete das Gerät. 


 

Im kommenden Frühjahr will Brand erstmals auch auf insgesamt zehn Hektar Buschbohnen anbauen. Ermöglicht wird dies durch eine Kooperation der Raiffeisengenossenschaft Ems-Vechte  mit einer Genossenschaft für Gemüseanbauer in den Niederlanden. Diese übernimmt die Ernte auch auf hiesigen Flächen. 

 

Zudem will Brand künftig ausprobieren, ob sich das Mischen verschiedener Getreidesorten positiv auf die Gesundheit eines Getreidebestandes und den Ertrag auswirkt. „Mit der biologischen Bewirtschaftung erfinden wir nichts Neues, sondern besinnen uns nur auf das, was es immer schon gab“, sagt Brand. 

 

Manche Landwirte sehen die biologische Bewirtschaftung auch als Herausforderung. Denn eine Kontrolle von Krankheiten und Schädlingen und somit eine gewisse Absicherung der Ernten wie es der konventionelle Pflanzenbau ermögliche, gibt es im Biobereich nicht, erklärt Bertwin Hurink, der bei der Raiffeisengenossenschaft Ems-Vechte die Abteilung Ackerbau leitet. Da auf chemische Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger verzichtet werden muss, steht für die Aussaat und Unkrautbekämpfung häufig nur ein sehr kleiner Zeitkorridor zur Verfügung. Wird dieser verpasst, drohen Ernteeinbußen.

 

Bei der Raiffeisengenossenschaft ist über den Trend zu mehr Bioanbau erfreut. Bislang musste Getreide oder Mais für die Fütterung von hiesigen Biohennen nämlich oftmals im Ausland zugekauft werden. Allerdings muss ein bestimmter Anteil aus regionaler Produktion stammen. Dazu baut Bernhard Brand beispielsweise Hafer (Foto) an. Mit dem Umschwenken auf biologischen Ackerbau erweitert er nun auch seine Fruchtfolgen auf dem Hof. Auf seinen Feldern werden nun auch Erbsen und Bohnen wachsen.

 

Zwei Jahre dauert es, bis der Übergang von der konventionellen Landwirtschaft zum Bioanbau geschafft ist. Erst danach darf die Ernte als reine Bioware vermarktet werden. Landwirt Bernhard Brand hat die Umstellungsphase nun hinter sich und darf die Ernte im kommenden Sommer als Bioware verkaufen.